Neuer Forschungsverbund „KI-basierte Methoden zur Unterstützung von Meinungsbildung und Partizipation“
Politische Meinungsbildung zählt zu den Grundlagen einer funktionierenden Demokratie. Allerdings ist sie in den letzten Jahren großen Änderungen unterworfen: Neben klassischen Medien bestimmen heute diverse Akteure den öffentlichen Diskurs, der dann häufig unter dem Einfluss von Filtern und Echokammern steht. Ein interdisziplinärer Forschungsverbund erforscht, wie Informationen mithilfe künstlicher Intelligenz geprüft und kontextualisiert werden können. Insbesondere Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen sollen davon profitieren. Das Projekt wurde unter mehr als 90 Anträgen ausgewählt.
Die Informationslandschaft ist in unterschiedliche Content-Anbieter fragmentiert – soziale Medien, Influencer, Messanger-Dienste und viele mehr. Informationen werden dort häufig ohne Quellenangaben und einordnenden Kontext dargestellt. Im Gegensatz zu Informationen aus dem klassischen Journalismus haben Rezipienten hier keine Überprüfungsmöglichkeiten. Falschdarstellungen, Manipulationen, Verzerrungen oder künstlich erstellten Inhalten sind Tür und Tor geöffnet. Demokratische Prozesse, wie politische Meinungsbildung und freie Wahlen, werden gestört, bestehende Anschauungen verfestigt und konstruktive Diskurse untergraben.
Im Forschungsverbund unter der Leitung von Prof. Dr. Jens Gerken, Technische Universität Dortmund, soll ein innovatives Software-Werkzeug (KonCheck) entwickelt und erprobt werden, bei dem Sprachmodelle der künstlichen Intelligenz zum Einsatz kommen. Als anwenderfreundliche App soll es politisch relevante Informationen kontextualisieren sowie auf ihre Echtheit und Vertrauenswürdigkeit hin überprüfen.
Zielgruppen von KonCheck sind Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen, Senioren und junge Erstwähler. Als sogenannte Digital Immigrants teilen ältere Menschen wegen mangelnder Medienkompetenz mitunter gefährliche Fake News. Jungwähler hingegen sind durch den frühen Konsum sozialer Medien oftmals in polarisierenden Informationsumgebungen sozialisiert und wenig kompromissbereit. Über die App können sie Fragen zu Texten stellen, sich Quellen anzeigen lassen, Artikel in einfacher Sprache abrufen oder sich Inhalte im Kontext einordnen lassen.
Die App soll Menschen künftig zur Partizipation motivieren, indem es einfache Möglichkeiten zur Interaktion schafft. Die Entstehung des neuen KI-Tools wird aus sozialpsychologischer und kommunikationswissenschaftlicher Perspektive begleitet. Erklärtes Ziel des Ladenburger Kollegs „KI-basierte Methoden zur Unterstützung von Meinungsbildung und Partizipation“ ist es, Menschen in persönlichen Entscheidungsprozessen zu unterstützten und ihre Resilienz gegenüber Manipulation zu stärken.
- Technische Universität Dortmund
Prof. Dr. Jens Gerken (Koordination und Projektleitung), Inklusive Mensch-Roboter-Interaktion
Prof. Dr. Jürgen Howaldt, Sozialforschungsstelle
Prof. Dr. Johannes Weyer, Sozialforschungsstelle
Prof. Dr. Matthias R. Hastall, Kommunikation für Gesundheit, Inklusion und Teilhabe - CISPA – Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit
Prof. Dr. Thorsten Holz - Westfälische Hochschule
Prof. Dr. Norbert Pohlmann, Institut für Internet-Sicherheit
Prof. Dr. Tobias Urban, Institut für Internet-Sicherheit - Hochschule Rhein-Waal
Prof. Dr. Matteo Große-Kampmann, Cloud Resilience Lab
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