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Wege zur Resilienz: Innovation und Wandel für einen widerstandsfähigen Staat

 

Wie kann die Resilienz von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft angesichts multipler Krisen gesteigert werden? Ausgangspunkt der Diskussionen in diesem Ladenburger Diskurs ist die Annahme, dass Innovation einen wesentlichen Impuls für Resilienz liefert. In vier thematischen Panels ergründen Experten aus Deutschland und Europa, wie über die Veränderung von Governance-Strukturen und -Prozessen Anreize für Innovation gesetzt werden können und inwieweit dadurch die Resilienz gesteigert wird.

Erläuternder Text:
Das Konzept der Resilienz zielt – in Abgrenzung zu Begriffen wie „Krisenmanagement“ oder „Stabilisierung“ – nicht auf die Abwehr oder Beherrschung von Umwelteinflüssen unter Beibehaltung einer bestehenden institutionellen Ordnung. Vielmehr geht es um die Fähigkeit eines Systems, sich flexibel an veränderte Umweltbedingungen anzupassen. Resilienzsteigerung beinhaltet demnach die Verbesserung der Anpassungsfähigkeit an krisenhafte gesellschaftliche Herausforderungen, etwa den Klimawandel oder die Digitalisierung. Das bedeutet, dass die Resilienzsteigerung betroffener Organisationen und Teilsysteme insbesondere auf der Fähigkeit beruht, Neuerungen hervorzubringen und umzusetzen. Entsprechende Anpassungsprozesse im privaten und öffentlichen Bereich werden von technologischen, organisatorischen und sozialen Innovationen getragen. Diese müssen nicht unbedingt als radikale Brüche auftreten; auch die experimentelle Neukombination diverser Elemente und Komponenten mit unterschiedlichem Neuerungsgrad kann zu diesen Veränderungsprozessen beitragen.

Hierbei kommt dem Staat in doppelter Hinsicht eine zentrale Rolle zu: Einerseits kann und muss er die eigenen Strukturen und Prozesse in Politik und Verwaltung zum Gegenstand resilienzsteigernder Anpassungen machen, etwa über Entbürokratisierung, Digitalisierung und Flexibilisierung. Denn nur ein politischer Rahmen, der selbst über innovationsorientierte Staats- und Verwaltungsstrukturen sowie entsprechende Handlungsmuster verfügt, kann auch für die eingebetteten Teilsysteme von Wirtschaft und Gesellschaft resilienzsteigernd wirken. Andererseits kann er Anreize für Innovationen in Wirtschaft und Gesellschaft setzen und diese unterstützen, indem er neue Ordnungsregeln und Prozessabläufe gestaltet, finanzielle Spielräume schafft sowie Wissensflüsse und Lernprozesse ermöglicht. Insofern reicht das Handlungsfeld des resilienten Staates von der politischen Innovation in Staat und Verwaltung bis hin zur Innovationspolitik, die auf die Privatwirtschaft Einfluss nimmt.

Die Analyse der Veränderungen von Governance-Strukturen und -Prozessen zum Zweck der Resilienzsteigerung erfordert eine Aufarbeitung, und zwar sowohl theoretischer als auch empirischer Art. Bisherige Forschungsanstrengungen blieben weitgehend disziplinär fragmentiert und daher in ihrer analytischen Reichweite eingeschränkt. Stattdessen gilt es, insbesondere den komplexen systemischen Zusammenhang zwischen den auf Resilienzsteigerung zielenden Änderungen staatlicher Governance und den daraus resultierenden politischen Zielkonflikten zu untersuchen – etwa zwischen Innovation und Flexibilität einerseits und Rechtssicherheit und -vorbehalt staatlichen Handelns andererseits. In dieser Komplexität liegen wesentliche analytische Herausforderungen, da Wechselwirkungen, Externalitäten, Rückkopplungen und nichtintendierte Effekte zu berücksichtigen sind.

Wissenschaftliche Leitung
  • Prof. Dr. Nathalie Behnke, Institut für Politikwissenschaft, TU Darmstadt
  • Prof. Dr. Alexander Ebner, Institut für Soziologie, Universität Frankfurt am Main