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„Hüte Dich, dass Du deine Opfer nicht an jedem Ort darbringst, den Du siehst! ... oder doch?“
Die Ausgrabungen in Tel Moẓa/Israel

 
 

In der Reihe der virtuellen Stipendiatentreffen lud die Daimler und Benz Stiftung gemeinsam mit dem Alumni-Verein ihre derzeit geförderten und ehemaligen Stipendiaten zu einem Online-Vortrag und anschließender Diskussion ein. Der ehemalige Stipendiat der Stiftung, Prof. Dr. Anselm Hagedorn, berichtete über seine biblische archäologische Forschung in Israel.

Schlägt man das Alte Testament auf und beginnt zu lesen, bekommt man schnell den Eindruck, es gäbe exakt einen legitimen Tempel – den in Jerusalem. Alle anderen Heiligtümer werden als unrechtmäßig erklärt und teilweise übel beschimpft.

Denn so spricht der Herr zum Hause Israel:
„Suchet mich, so werdet ihr leben.
Suchet nicht Bethel und kommt nicht nach Gilgal …
denn Gilgal wird gefangen weggeführt werden,
und Bethel wird zunichtewerden (Am 5,4–5)“,

schleudert der Prophet Amos den Israeliten entgegen, die wie selbstverständlich Gott auch in Gilgal und Bethel verehren. Noch bevor die Israeliten das Gelobte Land betreten, werden sie gewarnt, ja nicht irgendwo anders zu opfern als an dem Ort, den Gott selbst erwählen wird. Was wir hier lesen, ist die Perspektive Jerusalems und diese stößt sich empfindlich mit dem Bild, das die Archäologie entwirft. Hier stellt sich der Kult im antiken Palästina weitaus diverser dar, als die Bibel es uns glauben machen will. Natürlich gibt es andere Tempel und natürlich sind diese eigentlich kein Problem. Um einen solchen Tempel soll es heute Abend gehen – nämlich um die Tempelanlage von Tel Moẓa, lediglich 8 km westlich vom Tempelberg in Jerusalem. Diese Anlage wird in Kooperation mit der Universität Tel Aviv ausgegraben und ist bereits jetzt eine Sensation, da in nächster Nähe zum Jerusalemer Tempel in einem Wirtschaftszentrum ein Heiligtum existiert, das es eigentlich gar nicht geben dürfte.

Referent

Anselm Hagedorn studierte Evangelische Theologie in Göttingen, St. Andrews (Schottland), Heidelberg und Notre Dame (USA). 2000 wurde er an der Oxford University mit einer Arbeit zur vergleichenden Rechtsgeschichte promoviert, 2009 folgte die Habilitation im Fach Altes Testament an der Humboldt-Universität zu Berlin und seit 2017 ist er Professor für Altes Testament und Antikes Judentum an der Universität Osnabrück. Parallel zu seiner akademischen Karriere absolvierte Herr Hagedorn eine praktische Ausbildung und war von 2014-2017 Pastor der Hannoverschen Landeskirche. Herr Hagedorn erhielt eine Vielzahl nationaler und internationaler akademischer Auszeichnungen, u. a. ein Doktorandenstipendium der Daimler und Benz Stiftung in den Jahren 1998-2000.

 

© Tel Moẓa Excavation Project/Israel Antiquities Authority

 

© Tel Moẓa Excavation Project/Israel Antiquities Authority