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Emotionales Essen – Universalität und Grenzen des Konzepts

 

Verändert sich das persönliche Essverhalten aufgrund negativer Emotionen, kann dies Essstörungen und langfristig Krankheiten wie Adipositas auslösen. Bislang liegen jedoch keine eindeutigen Erkenntnisse vor, wann und wie

Die Nahrungsaufnahme ist heutzutage längst nicht mehr nur durch Hunger bedingt – Grund ist das Überangebot und die schnelle Verfügbarkeit schmackhafter und hochkalorischer Lebensmittel. Menschen essen auch aus hedonistischen und sozialen Gründen sowie in Reaktion auf negative Emotionen – laut eigener Einschätzung betrifft letzteres rund 78 Prozent der Bevölkerung. Ein problematisches Essverhalten kann aber mit Übergewicht, Adipositas und Essstörungen einhergehen.

Um geeignete therapeutische Interventionen zu etablieren, bedarf es einer wissenschaftlichen Klärung, unter welchen Umständen es genau zu übermäßigem Essen kommt. Der gegenwärtige Wissensstand erweist sich jedoch als sehr heterogen. Studien zeigen, dass Menschen in Reaktion auf negative Emotionen ihr Essverhalten erhöhen oder auch verringen können. Dazu kommt, dass die eigene Einschätzung zu emotionalem Essen häufig nicht mit dem tatsächlichem Essverhalten in Labor- oder Alltagsstudien übereinstimmt. Dies könnte daran liegen, dass Menschen eine retrospektive Einschätzung ihres Essverhaltens schwerfällt und sie sich ein konsistentes Selbstbild konstruieren.

Insgesamt lässt die Studienlage vermuten, dass das gegenwärtige Konzept des emotionalen Essens keine universelle Gültigkeit besitzt. Wo seine Grenzen jedoch im Detail liegen, ist derzeit ungeklärt. Bislang konzentriert sich die Forschung darauf, das Konzept global zu beweisen bzw. zu widerlegen. Im Rahmen des Ladenburger Diskurses wollen Wissenschaftler und Fachleute unterschiedlicher Disziplinen die Thematik diskutieren und ein Positionspapier erarbeiten. Auf Basis dieser wissenschaftlichen Einschätzung sollen die Forschung verbessert und passende Behandlungsansätze entwickelt werden.

Wissenschaftliche Leitung
  • Prof. Dr. Julia Reichenberger, Klinische Psychologie und Psychotherapie, Ludwig-Maximilians-Universität München