Wie denken, fühlen und handeln wir? Neurowissenschaftler erforschen die Grundlagen des Menschseins. Sie gehen Fragen nach, wie das Gehirn unsere Beziehungen beeinflusst, was unsere Gewohnheiten und Entscheidungen antreibt oder wie Erinnerungen verarbeitet werden. Diese Erkenntnisse beeinflussen die Bildung, politische Entscheidungen und die Entwicklung neuer Technologien – und sollten daher einer breiten Öffentlichkeit in verständlicher Form zugänglich sein.
In Leipzig werden im Jahr 2026 Comics zum Thema Neurowissenschaften hängen. Das Gemeinschaftsprojekt des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften mit Künstlern und Illustratoren wird von der Daimler und Benz Stiftung in der Förderlinie „Innovative Wissenschaftsvermittlung“ mit rund 30.000 Euro unterstützt. Ziel ist es, den Diskurs zwischen Öffentlichkeit und Wissenschaft zu stärken.
Mit dem Projekt „Science Streets“ sollen Menschen außerhalb der sogenannten Wissenschaftsblase erreicht werden. Ab Juni 2026 werden im Leipziger Stadtzentrum zehn verschiedene Neuro-Comics an rund 200 Orten an den Start gehen, etwa auf Litfaßsäulen, im öffentlichen Nahverkehr und auf Bildschirmen am Hauptbahnhof.
Jeder Comic enthält einen QR-Code, der den Betrachter einlädt, das vorgestellte wissenschaftlichen Thema bei Interesse zu vertiefen. Zum Abschluss des vierwöchigen „Science Streets“-Projekts ist ein Event mit Ausstellung, Vorträgen und Diskussionen geplant. So können Interessierte noch tiefer in die faszinierende Welt der Neurowissenschaften eintauchen.
Warum kann man nicht durch 0 teilen und warum gilt der Satz des Pythagoras? Im Rahmen des geförderten Projekts „True Math!“ wurde eine partizipative Online-Veranstaltungsreihe durchgeführt, in der sich Interessierte aller Altersstufen unter der Anleitung von Prof. Christian Spannagel, PH Heidelberg, mathematische Sachverhalte erarbeiteten. Ziel war es, den Teilnehmern Aha-Momente zu vermitteln. Auch wenn bestimmte Regeln aus der Schulzeit bekannt sind, können sie oft nicht erklärt werden – weil das Wesen der Mathematik damals nicht vermittelt wurde.
Genau hier setzte das Format an: In sechs jeweils zweistündigen Online-Sitzungen, die zwischen Oktober 2024 und Februar 2025 stattfanden, wurden allgemein bekannte mathematische Regeln oder Sachverhalte hinterfragt und gemeinsam Begründungen entwickelt. Themen waren unter anderem Teilbarkeitsregeln, Primzahlen, Bruch- und Prozentrechnung, binomische Formeln und Wahrscheinlichkeit. Durch das gemeinsame Erarbeiten der Lösungen in direkter Interaktion erlebten die Teilnehmer, wie Mathematiker arbeiten und warum es – über die Mathematik hinaus – im Alltag so wichtig ist, Dinge kritisch zu hinterfragen und sich nicht mit bloßen Behauptungen zufriedenzugeben.
An den sechs True Math!-Streams auf Twitch nahmen im Durchschnitt 336 Personen live teil, wobei der erste Stream mit 553 Teilnehmern die höchste Reichweite erzielte. Insgesamt abonnierten 306 Personen den begleitenden Newsletter. Laut Umfragen waren rund 58 Prozent der Teilnehmer männlich, 40 Prozent weiblich und zwei Prozent divers. Die größte Altersgruppe waren die 20- bis 29-Jährigen (31 %), gefolgt von den 50- bis 59-Jährigen (25 %) und den 40- bis 49-Jährigen (22 %). Etwa 63 Prozent der Teilnehmer waren berufstätig, 23 Prozent schulpflichtig oder studierend.
Die Discord-Community von True Math! entwickelte sich dynamisch: Zwischen Oktober 2024 und März 2025 wuchs die Zahl der Mitglieder von 677 auf 1.548. Die Community bot einen lebendigen Raum für den Austausch zwischen den Streams und für die gemeinsame Auseinandersetzung mit den mathematischen Themen. Auch die Verbreitung der Inhalte über soziale Medien war erfolgreich. Die Aufzeichnungen der Streams wurden sowohl als Langformat-Videos auf YouTube als auch in Kurzformaten (Shorts) auf YouTube, Instagram und TikTok veröffentlicht. Insgesamt wurden die 100 veröffentlichten Videos über alle Plattformen hinweg rund 2,5 Millionen Mal aufgerufen.
Bislang hatten die Streams eher den Charakter eines Unterrichtsgesprächs, künftig sollen auch Partner- und Gruppenarbeiten ermöglicht werden. Das Projekt „True Math!“ versteht sich als Beginn eines Transfer- und Forschungsprogramms zu interaktiven Formaten der Wissenschaftskommunikation in der Mathematik.
Die Daimler und Benz Stiftung fördert ein besonderes Veranstaltungsformat, das einen vertrauensvollen Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit anregen soll. Gewinner der Anfang des Jahres 2023 erfolgten Ausschreibung „Innovative Wissenschaftsvermittlung“ sind die Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden (SNSD). Mit rund 30.000 Euro wird das vom Senckenberg Museum Dresden initiierte Projekt „SenckenBike“ gefördert: eine fünfteilige Veranstaltungsreihe unter freiem Himmel, die mit zwei E-Lastenrädern durchgeführt wird. Ausgestattet als mobile Pop-up-Forschungsstationen sollen die SenckenBikes Forschung und Forschende der SNSD in die Stadt bringen und einen Dialog mit der Gesellschaft anstoßen.
Die ehemals Staatlichen Naturhistorischen Sammlungen Dresden gehören seit 2009 mit dem Museum für Tierkunde und dem Museum für Mineralogie und Geologie zu den Forschungsinstituten und Naturmuseen der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung mit Hauptsitz in Frankfurt am Main. Unter der Bezeichnung Senckenberg Naturhistorische Sammlungen Dresden ist die Institution durch die Fusion mit der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung Mitglied in der Leibniz-Gemeinschaft. Mit über 7,5 Millionen Objekten zählen die SNSD zu den ältesten und größten Sammlungen ihrer Art in Deutschland. Ausschnitte der Sammlungen sowie neueste Forschungsergebnisse werden dem Publikum in wechselnden Sonderausstellungen im Japanischen Palais im Dresdner Barockviertel gezeigt.
Ziel des Projekts SenckenBike ist es, das Interesse für Themen der Forschungsbereiche Bio- und Geodiversität zu wecken, indem möglichst viele Menschen zu spontanen Besuchen der mobilen Forschungsstationen angeregt werden. Mit ihrem Vermittlungskonzept möchten die Initiatoren vor allem diejenigen Menschen erreichen, die die Angebote der klassischen Museumsarbeit normalerweise nicht wahrnehmen bzw. die sich nicht aktiv für Wissenschaftsthemen interessieren. In dem neuen Format kommt das Museum mit seiner Forschung nun zu ihnen.
Mit unterschiedlichen, dem Standort angepassten Themen soll gezeigt werden, wo die wissenschaftliche Arbeit von Senckenberg Anknüpfungspunkte für das Leben der Menschen bietet, zum Beispiel beim Thema Biodiversitätsverlust. Dabei können die Besucher vor Ort mit den Wissenschaftlern in Kontakt treten. Für Kinder wird es immer eine Möglichkeit des Mitforschens geben; darüber hinaus lädt ein kleines Forscherheft die Kinder dazu ein, aktiv weiterzuforschen. Im Anschluss an den Besuch der mobilen Forschungsstation besteht die Möglichkeit, sich über die Social-Media-Kanäle bzw. die Projektseite im Internet über Folgetermine und nächste Standorte zu informieren.
Die SenckenBikes sind flexibel, können nahezu überall aufgestellt werden und unterstreichen die nachhaltige Ausrichtung des Projekts. Durch die auffällige Gestaltung der Ladeboxen soll bereits beim Fahren eine starke Außenwirkung erzielt werden. Um die präsentierten Wissenschaftsthemen zu variieren, lassen sich die Räder mit unterschiedlichen Modulboxen beladen. Neben ausgewählten Anschauungsobjekten aus den Sammlungen befinden sich darin Materialien zum Mitforschen wie Binokulare, Becherlupen, Bestimmungsliteratur und vieles mehr.
Nach dem Projektstart im Sommer 2023 wurden zunächst die Themen, Termine und Standorte für 2024 in enger Abstimmung mit den Wissenschaftlern festgelegt. Ein Grafikbüro entwickelte den Namen („SenckenBike“), den Slogan („Zusammen die Vielfalt der Natur erforschen“), das Design für die Lastenräder, die Werbemittel sowie die Projektwebsite. Die Lastenräder konnten bereits beschafft und getestet werden. Nach der Festlegung inhaltlicher Schwerpunkte der einzelnen Thementage wurden passende Materialien für die jeweiligen Modulboxen ausgewählt.
Das Projekt ist als Veranstaltungsreihe geplant, um verschiedene Forschungsbereiche der SNSD präsentieren zu können. In den Monaten April bis September 2024 werden die SenckenBikes an fünf Samstagen an verschiedenen Orten in Dresden auftauchen. Unter anderem sind folgende Themen und Einsatzorte geplant: „Verbotene Souvenirs – Welche Andenken darf ich mitbringen?“ am Flughafen Dresden, „STEINaltes Dresden – eine Reise durch die Erdgeschichte“ im Stadtzentrum und „Insektenvielfalt – bewahren und fördern“ am Japanischen Palais. Jeder Projekttag wird in enger Abstimmung mit den Wissenschaftlern und der Museumspädagogik ausgearbeitet. Eine nachhaltige Nachnutzung der E-Lastenräder sowie der Modulboxen und Materialien im Rahmen von museumspädagogischen Angeboten an Schulen und Kitas ist fest eingeplant.