Warum kann man nicht durch 0 teilen? Warum muss man eine Zahl mit dem Kehrwert eines Bruchs multiplizieren, um durch diesen zu dividieren? Und warum gilt der Satz des Pythagoras? Viele Menschen haben mathematische Regeln in der Schule gelernt, wissen aber nicht, warum sie gelten. Sie begreifen mathematische Sachverhalte als starre Regeln, die man auswendig lernt, ohne sie zu hinterfragen. Dies geht nicht selten einher mit einem geringen Zutrauen in die eigenen mathematischen Fähigkeiten, weil viele denken, dass sie nicht in der Lage sind, die Begründungen zu verstehen.
Dies ist ein fataler Irrtum. Mathematik ist kein „Regelwerk“, sondern die Wissenschaft von Mustern und Strukturen. Das Erkennen und Begründen von Mustern sind wichtige mathematische Tätigkeiten, die mehr mit Neugierde, Forschungsdrang und Experimentierfreude zu tun haben als mit dem Auswendiglernen von Regeln. Und dazu ist jeder fähig!
Die Stiftung hatte in einer Ausschreibung aufgerufen, Anträge für eine innovative Veranstaltung einzureichen, durch die wissenschaftliche Erkenntnisse einer breiten Öffentlichkeit vermittelt werden sollen. Ziel war es, dadurch ein grundsätzliches Interesse an Wissenschaft und Forschung zu wecken. Die Veranstaltung sollte sich von bisher üblichen Formaten abheben und idealerweise Menschen unterschiedlicher Altersgruppen ansprechen. Ort, Zeit, Dauer sowie die Ausrichtung nach wissenschaftlichem Inhalt konnten frei gewählt werden. Aus nahezu 80 Anträgen wurde nun ein Projekt ausgewählt.
Das ist das „wahre Wesen“ der Mathematik, das Gegenstand einer innovativen Online-Veranstaltungsreihe ist. Christian Spannagel, Professor für Mathematik- und Informatikdidaktik an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, wird in sechs Abendveranstaltungen gemeinsam mit den Teilnehmern verschiedene mathematische Aussagen untersuchen und erarbeiten, warum diese gelten. Zielgruppe sind alle Menschen im deutschsprachigen Raum im Alter von 16 bis 99 Jahren. Vorausgesetzt wird lediglich Mathematikwissen auf Sekundarstufe-I-Niveau.
Die Veranstaltung findet auf den Plattformen Twitch und Discord statt und ermöglicht einen regen Austausch zwischen allen Beteiligten. Es handelt sich um ein interaktives, partizipatives Format der Wissenschaftskommunikation. Dabei wird nicht nur die Mathematik selbst behandelt, sondern auch ihre gesellschaftliche Relevanz thematisiert. In den sozialen Medien verbreiten sich zunehmend unwissenschaftliche Inhalte wie Fake News und Esoterik. Menschen nehmen Aussagen oft als wahr hin, ohne sie kritisch zu hinterfragen. Gerade in einer Demokratie ist es jedoch essenziell, dass Menschen nicht blind Behauptungen glauben oder Regeln folgen, sondern verstehen wollen, warum etwas gilt oder sinnvoll ist. Kritisches Denken ist eine wichtige Grundhaltung in einer demokratischen Gesellschaft. Mathematik kann helfen, genau diese Haltung zu entwickeln. Diese Veranstaltungsreihe möchte dazu einen Beitrag leisten.
Die Streams auf Twitch starten zu den folgenden Terminen um 20 Uhr:
Die Daimler und Benz Stiftung fördert ein besonderes Veranstaltungsformat, das einen vertrauensvollen Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit anregen soll. Gewinner der Anfang des Jahres 2023 erfolgten Ausschreibung „Innovative Wissenschaftsvermittlung“ sind die Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden (SNSD). Mit rund 30.000 Euro wird das vom Senckenberg Museum Dresden initiierte Projekt „SenckenBike“ gefördert: eine fünfteilige Veranstaltungsreihe unter freiem Himmel, die mit zwei E-Lastenrädern durchgeführt wird. Ausgestattet als mobile Pop-up-Forschungsstationen sollen die SenckenBikes Forschung und Forschende der SNSD in die Stadt bringen und einen Dialog mit der Gesellschaft anstoßen.
Die ehemals Staatlichen Naturhistorischen Sammlungen Dresden gehören seit 2009 mit dem Museum für Tierkunde und dem Museum für Mineralogie und Geologie zu den Forschungsinstituten und Naturmuseen der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung mit Hauptsitz in Frankfurt am Main. Unter der Bezeichnung Senckenberg Naturhistorische Sammlungen Dresden ist die Institution durch die Fusion mit der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung Mitglied in der Leibniz-Gemeinschaft. Mit über 7,5 Millionen Objekten zählen die SNSD zu den ältesten und größten Sammlungen ihrer Art in Deutschland. Ausschnitte der Sammlungen sowie neueste Forschungsergebnisse werden dem Publikum in wechselnden Sonderausstellungen im Japanischen Palais im Dresdner Barockviertel gezeigt.
Ziel des Projekts SenckenBike ist es, das Interesse für Themen der Forschungsbereiche Bio- und Geodiversität zu wecken, indem möglichst viele Menschen zu spontanen Besuchen der mobilen Forschungsstationen angeregt werden. Mit ihrem Vermittlungskonzept möchten die Initiatoren vor allem diejenigen Menschen erreichen, die die Angebote der klassischen Museumsarbeit normalerweise nicht wahrnehmen bzw. die sich nicht aktiv für Wissenschaftsthemen interessieren. In dem neuen Format kommt das Museum mit seiner Forschung nun zu ihnen.
Mit unterschiedlichen, dem Standort angepassten Themen soll gezeigt werden, wo die wissenschaftliche Arbeit von Senckenberg Anknüpfungspunkte für das Leben der Menschen bietet, zum Beispiel beim Thema Biodiversitätsverlust. Dabei können die Besucher vor Ort mit den Wissenschaftlern in Kontakt treten. Für Kinder wird es immer eine Möglichkeit des Mitforschens geben; darüber hinaus lädt ein kleines Forscherheft die Kinder dazu ein, aktiv weiterzuforschen. Im Anschluss an den Besuch der mobilen Forschungsstation besteht die Möglichkeit, sich über die Social-Media-Kanäle bzw. die Projektseite im Internet über Folgetermine und nächste Standorte zu informieren.
Die SenckenBikes sind flexibel, können nahezu überall aufgestellt werden und unterstreichen die nachhaltige Ausrichtung des Projekts. Durch die auffällige Gestaltung der Ladeboxen soll bereits beim Fahren eine starke Außenwirkung erzielt werden. Um die präsentierten Wissenschaftsthemen zu variieren, lassen sich die Räder mit unterschiedlichen Modulboxen beladen. Neben ausgewählten Anschauungsobjekten aus den Sammlungen befinden sich darin Materialien zum Mitforschen wie Binokulare, Becherlupen, Bestimmungsliteratur und vieles mehr.
Nach dem Projektstart im Sommer 2023 wurden zunächst die Themen, Termine und Standorte für 2024 in enger Abstimmung mit den Wissenschaftlern festgelegt. Ein Grafikbüro entwickelte den Namen („SenckenBike“), den Slogan („Zusammen die Vielfalt der Natur erforschen“), das Design für die Lastenräder, die Werbemittel sowie die Projektwebsite. Die Lastenräder konnten bereits beschafft und getestet werden. Nach der Festlegung inhaltlicher Schwerpunkte der einzelnen Thementage wurden passende Materialien für die jeweiligen Modulboxen ausgewählt.
Das Projekt ist als Veranstaltungsreihe geplant, um verschiedene Forschungsbereiche der SNSD präsentieren zu können. In den Monaten April bis September 2024 werden die SenckenBikes an fünf Samstagen an verschiedenen Orten in Dresden auftauchen. Unter anderem sind folgende Themen und Einsatzorte geplant: „Verbotene Souvenirs – Welche Andenken darf ich mitbringen?“ am Flughafen Dresden, „STEINaltes Dresden – eine Reise durch die Erdgeschichte“ im Stadtzentrum und „Insektenvielfalt – bewahren und fördern“ am Japanischen Palais. Jeder Projekttag wird in enger Abstimmung mit den Wissenschaftlern und der Museumspädagogik ausgearbeitet. Eine nachhaltige Nachnutzung der E-Lastenräder sowie der Modulboxen und Materialien im Rahmen von museumspädagogischen Angeboten an Schulen und Kitas ist fest eingeplant.