Verkleiden – Mode und Geschlechtergrenzen

Barbara Vinken
Mode verwischt die Geschlechtergrenzen nicht, sie führt die Konventionen des Männlichen und des Weiblichen kontrastierend gegeneinander. In den vergangenen 30 Jahren haben sich immer neue und immer einfallsreichere Varianten des sogenannten Crossdressing entwickelt – das Tragen von Kleidung, die nicht der Geschlechterrolle einer Person entspricht. Bis in die achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts wurde die Mode „modern“, indem sie das „Stigma“ der Weiblichkeit hinter sich ließ und beispielsweise den Modetypus der Garçonne, eines androgynen Frauentyps, hervorbrachte.
Mittlerweile hat sich dieser Trend umgekehrt. War bisher vorrangig die Männer- in Frauenmode übersetzt worden, verweiblicht sich die Männermode spätestens seit den 1980er-Jahren. Mann als Frau als Dandy, Frau als Mann als Garçonne sowie andere Varianten überwinden etablierte Regeln und Schranken. Auf diese Entwicklungen – auch in ihrem soziokulturellen Kontext – wird im Rahmen des Vortrags schlaglichtartig eingegangen.