Das Erwachen des Geistes – Eine neue Sicht auf die Menschwerdung

Miriam Haidle
Universität Tübingen
© PD Dr. Miriam Haidle
Noch vor Kurzem galt: Vor rund 40.000 Jahren machten unsere Vorfahren in Europa einen gewaltigen Sprung. Kognitiv, kulturell, vielleicht auch genetisch wurden sie menschlich im heutigen Sinne. Sie entwickelten eine komplexe Sprache, formten filigrane Werkzeuge, ersannen erste Musikinstrumente. Neueste Entdeckungen haben dieses Bild erschüttert: Forscher datierten Höhlenmalereien auf mindestens 70.000 Jahre – diese können damit nicht von Homo sapiens, sondern nur vom Neandertaler stammen. Archäologen legten zudem frühmenschliche Wurfspeere frei, rund 300.000 Jahre alt, so präzise gefertigt und austariert, dass sie mit modernen Wettkampfspeeren konkurrieren könnten.
„Das Bild von den geistigen Fähigkeiten unserer Vorfahren hat sich grundlegend gewandelt“, stellt die Urgeschichtlerin Miriam Haidle fest. „Spektakuläre neue Artefakt-Funde enthüllen ungeahnte Leistungen, was die sozialen Strukturen, die Planung von Handlungen oder sogar den Sinn für Kunst und Schmuck angeht.“ In ihrem Vortrag erläutert sie den aktuellen Stand der Frühmenschenforschung und zeigt dabei, welchen wissenschaftlichen Methoden wir diese radikale Neueinschätzung hinsichtlich des Bewusstseins unserer Ahnen verdanken und mithilfe welcher Kulturtechniken es diesen gelang, den gesamten Planeten zu besiedeln.
Dialog im Museum
28. Februar 2019
Mercedes-Benz Museum
70372 Stuttgart
Referentin:
PD Dr. Miriam Haidle
Senckenberg Naturmuseum Frankfurt
Universität Tübingen